Burgkapellen.

Andacht.  Repräsentation.  Begräbnisstätte.

Burgen und Burgruinen gibt es in Mitteleuropa zuhauf; ihre Gesamtzahl für den deutschsprachigen Raum wird auf über 14.000 geschätzt. Burgkapellen, die noch deutlich erkennbar sind, gar denkmalpflegerisch herausgeputzt sind, finden sich dagegen nicht flächendeckend und nicht in großer Anzahl.

Je nach Größe der Burg (von denen nicht wenige kompakte Felsnester sind), Wohlstand und Frömmigkeit der Besitzer, mögen auch Kapellenerker (Lobdeburg, Wildenstein) oder Altarecken ausgereicht haben; nicht selten wurde die Kapelle auch in den Torturm integriert, um dem Feind den Angriff psychisch zu erschweren. Gerade auf einigen Hegauburgen sind solche Bauten nachgewiesen oder schön ablesbar (Mägdeberg).

Auch spätere Festungsanlagen (Königstein, Regenstein, Hohentwiel) wurden mit Kirchen ausgestattet; mitunter sind gar mehrere Bauwerke aus verschiedenen Epochen zumindest in Resten zu sehen. Sind Schlösser im Verfall, so überdauert die Kirche oder Kapelle häufig eigenständig. Bei Bauwerken, die einzeln, abseitig stehen, ist das Attribut "Kirchenruinenobjekt" umso stimmiger, der Ausflug umso ergiebiger (Lemberg, Herrenzimmern, Kobern).

Are

Mittelalterliche Burganlage über dem Ahrtal.

Die romanische Burgkapelle aus dem 12.Jahrhundert ist seit Restaurierung Ende der 1990er gesichert und gut ablesbar.

Eggersberg

Wie eine Burgruine über dem Altmühltal.

Die barocke Heilig-Kreuz-Kapelle stellt den prominentesten Ruinenrest dar.

Mühlburg

Grundmauer der Radegundiskapelle außerhalb der Ruine Mühlburg, zwischen Eisenach und Erfurt.

Die Burg und möglicherweise die Fundamente der Vorgängerkapelle könnten bis ins 6.Jahrhundert zurückreichen !

Henneberg

Stammsitz des gleichnamigen Grafengeschlechts im thüringischen Grabfeld.

Die Apsis der Burgkapelle deutet auf eine einst große Kirche hin.

Holter Burg

Im Osnabrücker Land die musterhaft ergrabene Grundmauer der Burgkapelle der Holter Burg.

Die einstige Turmburg war im 10./11.Jahrhundert entstanden, die Burgkapelle datiert aus einer späteren Erweiterung. Zerstört schon allerspätestens 1315, somit kurzlebig, aber reizvolles Ausflugsziel.

Raueneck

Ruine einer Amtsburg, um 1180.

In der Musterregion Haßberge, derzeit nur notgesichert. Alte Burgkapellenreste am Tor, die spätere (1232) mächtige Kapelle, eigenständig im Zwinger gelegen (Foto) diente auch der umliegenden Bevölkerung als Kirche und war Johannes dem Täufer geweiht.
Burg um 1720 verlassen, Kirche bis ca. 1745 genutzt.

Lemberg

Separat unterhalb der mächtigen mittelalterlichen Burg in der SÜdwestpfalz die Grundmauer der Schlosskapelle (13.Jahrhundert?). Zerstört im 17.Jahrhundert.

Krukenburg

Im Areal der Höhenburg an der Weser die Rotunde der Rundkirche, 1126 fertiggestellt. Vorbild die Grabeskirche und Johannes dem Täufer geweiht. Bedeutende frühe christliche Kultstätte; im Ort Helmershausen im Tal dazu Reste des alten Klosters (997 !).

Rotenhan

Mustergültige Infotafeln des Burgenpapstes Joachim Zeune bereichern die einzigartige Felsburg in den Haßbergen.
Der so prägnante Torbau mit seinen gotischen Elementen soll die Burgkapelle beherbergt haben. Die Stammburg der Rotenhaner war genutzt mindestens von 1190 bis 1323.

Rusteberg

Burgkapelle St.Michaelis.

Unweit des Autobahntunnel "Deutsche Einheit", am Rande des Eichsfeldes, die Ruine als letzter Rest der alten Burg (1123 erwähnt, bis 1540 Sitz einer Amtsverwaltung). Seit Umzug ins Schloss Rusteberg im Abbruch und Verfall, die Burgkapelle aber im 19.Jh. umgestaltet und bis ins 20.Jh. als Andachtsstätte genutzt.

Kriebstein

Schlosskirchenruine Ehrenberg.

Auf dem Gelände des Renaissanceschlosses, 1948 enteignet und abgerissen, befindet sich die Ruine des Kapellenflügels, der noch bis in die 1980er bewohnt gewesen sein soll. Privatgrund, mitunter zum Tag des offenen Denkmals zugänglich.

Straßberg

Nur ein Fassadenrest der alten Schloßkirche, neben der Burganlage.

Burg Straßberg (Alb) ist bewohnt, daher nur Blickkontakt möglich.

Bochum

Sehenswertes Beispiel, dass die RheinRuhrRegion alles zu bieten hat, auch Romantik.

Sylvesterkapelle in Weitmar als ehemalige katholische Schlosskapelle, später lutherische Gemeindekirche. Seit Ende 19.Jh. im Verfall, im 2.Weltkrieg durch Bomben beschädigt.

Überblick.

Je 12 Objekte. Eine Auswahl.

Wiederaufbau (weiß)
Türme (hellblau)
Burgkapellen (ocker)
Grabkapellen (schwarz)
Spezialobjekte (rot)


Kartengrundlage:
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