Dorfkirchen.

Wegweisend.  Verfallend.  Umsorgt.

Das Dorf ist der typische Wohnplatz in den Ländern. Hier findet sich, meist in seiner Mitte, die Dorfkirche als Zentrum. Verwaltungstechnische Feinheiten, also Verbandsgemeinde, Markt, Flecken, Weiler oder kirchliche Bezeichnungen (Pfarrsprengel, Kirchspiel, Diözese, Seelsorgeeinheit etc.) sind gewiss nicht beteiligt an der ungerechten Häufung von Ruinen - es ist schlicht die Geografie (Kampfgebiete um Berlin) oder schlimmer, der Sozialismus mit seiner hässlichen Fratze Atheismus, der mit dem kongenialen Partner Planwirtschaft zu Gedanken- und Mittellosigkeit führte und in der Folge zum Verfall vieler Kirchen.
Fairerweise muss festgehalten werden, dass der zügellose Kapitalismus, die Margengier nicht minder verheerend wirkt, hier aber eher in Metropolen mit ihrem wertvollen Baugrund, wo ungenutzte Kirchen nur stören und Klüngel oder Bestechung nur zu oft den Denkmalschutz auszuhebeln verstanden.

Die Uckermark, ihrerseits bereits mit einer Vielzahl von wüsten Kirchen "gesegnet", sowie das Oderland, aber auch mehrere Orte im Harzvorland, stechen mit einer Häufung betroffener Dorfkirchen hervor.

Die in jeder Hinsicht befreiende Wirkung der Deutschen Einheit hat indes bereits eine Vielzahl erfreulicher Entwicklungen hervorgebracht; eine kleine Auswahl findet sich auf der Seite "Aufbau", wie sich auf dieser Seite schon zwei Kirchbauten zeigen, die so heute nicht mehr zu betrauern sind...

Steinfurth

Karlsburg, Vorpommern.

Bemerkenswerte Reste einer dreijochigen Feldsteinkirche des 14.Jahrhunderts, Ruine seit Turmeinsturz 1664. Daneben die Grabkapelle der Familie von Bismarck-Bohlen.

Reepsholt

Friedeburg, Niedersachsen: St.Mauritius.

Einschiffige Saalkirche des 13.Jahrhunderts, der Turm Ruine seit einer Belagerung 1474.

Hirschfelde

Dorf bei Werneuchen, Barnim.

Feldsteinkirche aus dem frühen 13.Jahrhundert, Weltkriegsruine mit Notkirchenraum seit den 1970ern. Siehe auch Wiederaufbau: Kirchenweihe am 10.5.2015 !

Reitwein

Brandenburg, Oderland.

Evangelische Backsteinkirche im neugotischen Stil, Weltkriegsruine mit fortlaufenden Sicherungsarbeiten, als Begegnungsstätte in Nutzung.

Hüttenrode

Blankenburg, Kreis Harz.

Die Kirche aus dem 18.Jahrhundert ist nach Blitzeinschlag 1973 Ruine, soll aber gesichert und wiederbelebt werden (Förderverein).

Dammendorf

Schwerz, Saalkreis bei Halle.

Die im Kern romanische Kirche in der Bauausführung um 1744, ist derzeit fotogene Ruine mit gesichertem und saniertem Turm, aber dachlosem Kirchenschiff.

Wachau

Markkleeberg bei Leipzig.

Die Neue Kirche von 1867 ist seit Kriegsbeschädigung (Turm 1978 abgerissen) eine der bekanntesten Kirchenruinen überhaupt und beherbergte bis 2006 eine Ausstellung zu den geopferten Tagebau-Orten um Leipzig. Gelegentlich Konzerte in der nach der Wende gesicherten Ruine.

Triebel

St.Ägidien, Triebel (Vogtland).

Die Wehrkiche von 1535, an der Stelle einer kleineren Kirche aus dem 14.Jahrhundert, verfiel über die Jahre. 1975 letzter Gottesdienst, 1980 Altarabbau, 1988 Einsturz. 2010 Vorfinden einer romantischen Ruine in goldener Abendsonne. Siehe unter Wiederaufbau !

Merzenich

Kreis Düren, NRW.

Alte katholische Pfarrkirche aus dem frühen 14.Jahrhundert mit vielfachen Bauteilen aus dem 15. bis 17.Jahrhundert. Mit Neubau der St.Laurentius-Kirche (1901) ungenutzt und verfallend, aber gesichert und zu kulturellen Zwecken verwendet. Neubedachung geplant.

Roßbach

Westerwaldkreis, Rheinland-Pfalz.

Dreischiffige Pfeilerbasilika, erbaut bis 1260, seit Reformation 1560 evangelische Kirche. 1954 Abriss des baufälligen Turmes, seitdem romantische Ruine und Kulisse für Feierlichkeiten.

Westhofen

Rheinhessen.

Liebfrauenkirche, spätgotisch; im 17.Jahrhundert verfallen. Der Park um die Ruine ist der "alte" verlegte Friedhof, als solcher vom 16.Jahrhundert bis 1863 bestehend.

Steinreinach

St.Wolfgang, Korb, Württemberg.

Kirche (als Kaplanei gestiftet) von 1482, seit Dreißigjährigem Krieg im Verfall.

Überblick.

Je 12 Objekte. Eine Auswahl.

Klöster (violett)
Stadtkirchen (gelb)
Dorfkirchen (ocker)
Wüstungen (grün)
Kapellen (Schwarz)


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